DAS MATAJUR MUSEUM

Das Museo del Matajur im Haus Gorcova in der Ortschaft Masseris gewährt Einblicke in das Alltagsleben der Dörfer an den Hängen des Matajur.

Die Museumsräume wurden vom heutigen Besitzer Silvano Cudrig zur Verfügung gestellt. Dieser wurde in Belgien geboren und ist dort ansässig. Sein Vater stammte aus Masseris und seine Mutter aus Idrija (Slowenien).

Das Gebäude, das in der Vergangenheit der Familie Cendou-Gorcovi gehörte, ist ein besonderes Beispiel für gut erhaltene, typisch ländliche Architektur.

Das sehr große und gepflegte Haus (viele kleine Balkone, Säulen …) ist Teil der “reicheren” Wohnbausubstanz, die in diesem Gebiet nicht dem Adel gehört, sondern Familien, die aufgrund verschiedener Gegebenheiten eine sozial ansehnliche Position in der Gemeinschaft erlangten hatten, aber sich dieser dennoch immer zugehörig fühlten.

Nach dem Erdbeben, von dem Friaul im Jahr 1976 betroffen war, wurde das Haus dank des Regionalgesetzes 30 / 1977, das die Erhaltung und die Erneuerung historischer, künstlerischer und landschaftlicher Kulturgüter vorsah, restauriert.

Im Haus Gorcova lebte zuletzt die Familie von Cendou Giorgio, der 1995 im Alter von 43 Jahren starb. Nachdem er mit Frau, Kindern und Enkeln nach den 1980er Jahren aus Brasilien zurückgekehrt war, lebte er zu Beginn mit seinen Eltern in Cividale und in seinen letzten Lebensjahren in Masseris.

Die Sammlung wurde dank der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Savogna und Luisa Battistig Bazielnova realisiert.

PUST

Die Masken  von Montemaggiore : “Te liepi-te gardi”  –  “die Schönen und die Hässlichen“.

Die Puppe trägt das typische Kostüm des Schönen;  daneben hängen das Kostüm, die Glocken und der Hut des Pust, des Hässlichen. 

Die Tafel auf der Wand dokumentiert mit Fotos den Karneval von einst und jetzt, beschreibt die Formation und die Besonderheiten der Gruppe.

Zu den Schönen – „te liepi“ – gehören im Allgemeinen sechs Figuren: drei sind als Frauen und drei als Männer gekleidet. Früher wurde das Kostüm aus Alltagskleidung geschaffen, vielleicht etwas farbenfroh, seltsam oder aus der Mode geraten. In jüngerer Zeit trägt die Gruppe eigens angefertigte Blumenkostüme.

Erhalten geblieben sind hingegen die farbenprächtigen Hüte mit bunten Papierblumen und Bändern, die bei den weiblichen Figuren auf den Rücken, bei die männlichen Figuren hingegen gesichtsseitig auf die Schultern fallen.

Die Hässlichen – „te gardi“ – die durch Glockengeläut angekündigt, als erste kommen, haben ein mit Ruß geschwärztes Gesicht und einen großen spitzen Hut, der mit bunten Bändern, ebenso wie das Gewand, geschmückt ist. Vollendet wird das ganze durch Tücher, die auf dem Kopf und um den Hals getragen werden, Glocken, die am Gürtel hängen und einen langen Stock.

Zur Gruppe gehören auch der berač oder der klobasar, der die Gaben (vorwiegend Eier und Würste) sammelt sowie weitere maskierte Gestalten, wie die baba, ki nose moža v košu, die Frau, die den Ehemann im Rückenkorb trägt.

Und natürlich darf Harmonikamusik nicht fehlen, die in jedem von der Gruppe besuchten Haus zum Tanz einlädt.

Der Karneval dauerte früher einige Tage. Am Donnerstag begann man von weit weg und näherte sich dann dem Ort. In der Regel ging man am Donnerstag nach Mersino, am Samstag nach Rodda oder nach Cepletischis, Tercimonte und Masseris, am Montag nach Stermizza und am Dienstag nach Montemaggiore. Am Sonntag war Tanz angesagt, aber die Gruppe traf auch an den anderen Abenden in Scheunen zusammen. Am Samstag nach dem Karneval wurde dann alles verspeist, was übrig geblieben war.

Der Karneval Pust ist eines jener bäuerlichen Kalenderfeste, das auf antike Fruchtbarkeitsrituale und Rituale für das Wohlergehen zurückgeht.

HANDWERKSBERUFE

GUZIRAVCI - GUZIRANJE ( lajhi)

Auf dem Boden stehen zwei kleine Tragekörbe, die von den guziravci verwendet wurden – darüber hängt die Tafel „Temporäre Abwanderung aus den Natisone-Tälern“.

Neben der Tafel befindet sich die Fotokopie eines Reisepasses, der ein Jahr gültig war, und am 17. August 1872 vom Generalkonsul Seiner Majestät dem König von Italien in Wien für Valentino Massera mit folgender Erlaubnis ausgestellt wurde: „fahrender Händler mit Büchern, Drucken und Galanteriewaren“.

Die temporäre Abwanderung in Verbindung mit Wanderberufen war von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg und zum Teil auch danach eine der traditionellen Merkmale der Benecia.

Im slowenischen Dialekt der Natisone-Täler wurde der fahrende Handel guziranje und die Händler guziravci bezeichnet.

Die Begriffe wurden vom deutschen hausieren und Hausierer entlehnt. Die „fahrenden Händler“ waren in den österreichisch-ungarischen Regionen tätig und drangen manchmal bis in die Balkanländer und nach Osteuropa vor.  Von Herbst bis Frühling, wenn es weniger Arbeit auf den Feldern gab, verkauften sie Bücher, Drucke und Schmuckpapiere die von der Fa. Remondini aus Bassano erzeugt wurden sowie verschiedene Kleinartikel. Der Handel nahm solche Ausmaße an, dass gegen 1770 in San Pietro al Natisone eine Agentur eröffnet wurde, bei der die fahrenden Händler sich direkt die Waren beschaffen konnten.

DIE SCHNEIDER

Zwei Nähmaschinen ohne Pedal stehen auf einem Tisch, daneben befinden sich zwei Bügeleisen, ein Leintuch aus Hanf und eine weiße Tischdecke mit eingestickten Initialen. Neben dem Tisch ist eine Nähmaschine mit Pedal zu sehen, die dem letzten Schneider im Dorf gehörte. Bis in die 1970er Jahre haben die Schneider Kleidung, Unterwäsche, Schuhoberteile und sonstiges genäht. 

DIE DIENSTMÄDCHEN – DIKLE

Einige Kleidungsstücke, die auf einem alten Kleiderhaken hängen, erinnern an die Arbeit vieler Mädchen bei reichen oder adeligen Familien in italienischen Städten, aber auch im Ausland (Belgien, Frankreich, England). Mit dem verdienten Geld sparten sie auf die Aussteuer.

DAS SPINNEN MIT DEM SPINNRAD

In jedem Haus gab es ein Spinnrad, um die Wolle der Schafe spinnen und um so Socken und Pullover für die eigene Familie stricken zu können.  In der Kommode mit dem Spiegel werden Socken, Pullover und schwarze Schals aufbewahrt.

DAS HAUS

Nach der Erzählung über die alten Handwerksberufe setzen wir den Rundgang durch das Museum fort. Auf der Kommode mit dem Spiegel liegt ein alter Alpino-Hut, der an unsere Männer erinnert, die während des Zweiten Weltkrieges gekämpft haben. Außerdem gibt es zwei Statuen aus Gips, eine mit dem Antlitz der Madonna und die andere mit dem Herz Jesu. 

Das bestickte weiße Deckchen, auf dem sich diese Gegenstände befinden, ist sehr alt.  In der ersten Lade sind verschiedene bestickte Nachthemden und Hanfleintücher zu sehen.

In der Ecke steht ein schmales Ehebett mit einem Hühnerfederbett, einem Hanflaken und einem bestickten Kissenüberzug. Neben dem Bett stehen ein Nachttisch, Nachttopf, ein Dreifuß aus Eisen mit einer Waschschüssel und eine kleine Wiege mit Fatschen zum Wickeln von Kleinkindern sowie ein Paar Schuhe. Apropos Kinder: wir sehen neben der Wiege eine für viele unbekannte Vorrichtung aus Holz, für die es keinen Begriff im Italienischen gibt. Im Slowenischen könnte man „hojca“ sagen – diese Art Gehschule diente dazu, dass die Kinder sicher an einem Ort gehen konnten.

An der Wand der Ecke nach rechts hin hängt ein Gestell, auf dem die folgenden Gegenstände untergebracht sind: zwei unterschiedliche Behältnisse aus Aluminium für den Transport von Milch, Weinflaschen, Kaffeemühlen, Lampen, Teller aus Aluminium und aus Keramik, Suppenteller, Behälter aus Aluminium für Salz und Zucker; eine Kartoffelpresse. Aufgehängt ist die stadera, eine alte Waage.

Unter dem Gestell befindet sich die Truhe, auf der sich einige Behältnisse aus Holz,  „Maßeinheiten“ genannt, befinden, um die Menge an Mehl zu definieren, die an den Pfarrer abzugeben war oder die als Saatgut diente. Aufgestellt sind drei Reiben für Rüben.

An der Wand, zwischen dem Gestell und dem Fenster, hängt oben ein Holzbrett, um zu zeigen, wie die Kupfereimer damals aufgehängt wurden, damit immer Wasser von der Quelle im Haus war. Auf diesem Brett stehen ein Kupfereimer und ein weiteres kleines Behältnis aus Aluminium für den Milchtransport. Hier hängt der povierak, die gebogene Stange, die für die Beförderung von Eimern oder Körben auf den Schultern diente.  

Unter dem Fenster befindet sich ein Tisch und darauf liegen das Holzbrett für die Polenta, ein Topfständer aus Eisen sowie eine Ratsche (rapotaunjak, laskotac, darlica). Dieses Instrument, das ein Geräusch erzeugt, wird von den Kindern an den drei Tagen vor Ostern verwendet, wenn die Glocken nicht läuten, um des Todes Christi zu gedenken.

Auf der Fensterbank stehen ein Korb aus Eisen, ein Krug, ein Salzbehälter und eine Karbidlampe. Das Fenster wird von einem bestickten weißen Vorhang geziert.

Zwischen dem Fenster und der Tür, die auf den kleinen Balkon führt, steht ein weißer Sparherd, der auch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verwendet wurde. Darüber befindet sich der Aluminiumkessel für die Polenta und das Holz, um sie umzurühren. Daneben weitere Töpfe aus Aluminium. An der Wand hängen ein weiß emaillierter Kochlöffelhalter und verschiedene Kochlöffel. Daneben der Blumenstrauß der Rožinca.

Beim Betreten des Museums befindet sich in der rechten Ecke ein Möbel aus Glas mit Türen, die mit einem Schlüssel versperrbar sind. Darin sind Kleidung für Neugeborene, einige bestickte Nachthemden, bestickte Kissenüberzüge, handgenähte Stoffschuhe, ein paar Schuhe aus Holz und Leder, Gürtel, eine Brieftasche, einige religiöse Bücher in slowenischer Sprache vom Ende des 19. Jahrhunderts aufbewahrt. Auf diesem Möbel steht das erste Radio, das viele in den Häusern in den Jahren besaßen, in denen der Strom Einzug gehalten hat.

 Neben dem Möbel aus Glas befindet sich ein weißes Regal mit einigen Büchern, Prospekten und Postkarten unserer Region.

Auf dem Balkon: nahe der Mauer zwei Holzbänke, die früher im Haus verwendet wurden, um sich neben dem Sparherd zu wärmen;  die Maschine zum Zerschneiden der Stängel von Weizen und Mais, die als Tiereinstreu verwendet wurden; hinter der Maschine ein Tragekorb; an der Wand ein großes Sieb;  zwei „zbrinče“ – Vorrichtungen aus Weide, die auf dem Kopf getragen werden und zum Transport von Heu oder trockenen Blättern verwendet wurden. Eine Säge, mit der man aus Stämmen Bretter schnitt. Eine baba – eine Vorrichtung aus Holz, auf die man sich setzte und mit den Füßen – wie bei einer Presse – den zu schleifenden Gegenstand fixierte. Diese wurde sowohl zur Herstellung einiger Rechenteile als auch für andere Tischlerarbeiten verwendet.

An der Wand hängt ein großes Sieb, das seinerzeit zum Aussieben von Weizen und Mais verwendet wurde.

DER KELLER

Die Besonderheit des Kellers ist sein Naturboden aus Stein, der im Sommer sehr kühl ist. In der Ecke links vom Eingang unter einem kleinen, oben angebrachten Fenster befinden sich die Kupferkessel, die verwendet wurden, um für die Schweine das Futter aus Obstresten und eigens für die Schweinezucht angebautes Gemüse zuzubereiten.

Auf dem Holzgestell sind Umlenkrollen angebracht, die verwendet wurden um Heubündel von den Feldern oder Holz von den Wiesen und aus den Wäldern oberhalb von Masseris in das Dorf  einzubringen.  Nahe bei den Rollen befinden sich einige Eisenreifen, die zum Bündeln des Holzes verwendet wurden.  Auf dem Holzbrett sind einige zum Melken verwendete Aluminiumeimer, ein weiterer povierak, einige Holzbehälter, verschiedene Raspeln und ein handbetriebener Fleischwolf, um das Schweinefleisch für die Zubereitung und Verarbeitung der Wurstwaren zu zerkleinern.

Auf dem Boden sieht man verschiedene Ketten, die in den Ställen zum Festmachen der Kühe und Kälber an den Fresstrog dienten. Verschiedene Werkzeuge für die Feldarbeit, die sich deutlich von den Tischler- und Schuhmacherwerkzeugen unterscheiden.  In einer natürlichen Vertiefung im Boden befindet sich eine Vorrichtung zum Schärfen der Sense. Neben diesen Werkzeugen sind die im Ort hergestellten Ziegel aufgeschichtet. Zu ihrer Herstellung wurde als Form der Schenkel eines großen und stark gebauten Mannes verwendet.  Neben den Ziegeln befinden sich zwei Holzbottiche zur Aufbewahrung der Rüben oder des Kohls (brovada oder Sauerkraut). In der Ecke stehen ein Bottich und ein Fass um zu zeigen, dass seinerzeit jede Familie Reben auf den Feldern unter dem Dorf gegen Iellina hin kultivierte und Wein für den Eigenverbrauch kelterte.  An der Wand hängen Steigeisen und ein Paar Schneeschuhe.

Die rechte Ecke des Kellers wurde durch die Errichtung einer niedrigen Mauer als Becken genutzt, das sehr wahrscheinlich zum Frischhalten von Lebensmitteln verwendet oder (einigen Quellen zufolge) mit Wasser gefüllt wurde.

MUŠKALCA - MÜHLE

Unter dem Haus Gorcova kann man von der Straße aus eine alte auf einer Mauer angebrachte Steinmühle sehen, die über einen Baum zum Laufen gebracht wurde, um Äpfel und Birnen zu pressen.

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